Fibromyalgie

Das Fibromyalgie-Syndrom im Volksmund auch Weichteilrheuma genannt, ist eine häufige Erkrankung, die circa 2 % der Bevölkerung betrifft. Die Patienten leiden unter Schmerzen an mehreren, meist wechselnden Körperregionen. Unter körperlicher und psychischer Belastung kommt es zu einem erhöhten Muskeltonus und Muskelverspannungen, teilweise treten auch Muskelkrämpfe auf. Da sich die erhöhte Muskelspannung meist an den Sehnenansätzen im Bereich der Gelenke bemerkbar macht, muss vom Rheumatologen eine entzündliche Gelenkerkrankungen (Rheumatoide Arthritis) ausgeschlossen werden. Das heißt, das Fibromyalgiesyndrom ist keine Erkrankung, die technisch (z. B. Blut- oder Röntgenuntersuchungen) diagnostiziert werden kann, sondern ist eine Ausschlußdiagnose anderer Erkrankungen. Patienten bei denen z. B. eben eine entzündliche Gelenkerkrankung ausgeschlossen wurde und die unter Schmerzen am ganzen Körper leiden, werden unter der “Arbeitsdiagnose“ Fibromyalgiesyndrom eingeordnet. Wenn die Schmerzen lange Zeit bestehen, kommen oftmals Schlafstörungen hinzu und in der Folge leiden die Patienten auch unter körperlicher und psychischer Erschöpfung.

Die Übererregbarkeit der Muskulatur mit erhöhter Muskelspannung auf körperliche und psychische Belastung kann dadurch gelindert werden, indem Medikamente gegen Nervenschmerzen eingesetzt werden. Medikamente gegen Nervenschmerzen verringern nämlich auch die Übererregbarkeit der Nerven, die andererseits die Muskeln innervieren/versorgen und die Muskulatur entspannen.  Hier kann bevorzugt  Gabapentin eingesetzt werden, das zum einen in üblicher Dosis keine Organschädigungen verursacht und auch keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweist. Andererseits ist es gut verträglich, in dem Sinne, dass nur in einem geringen Prozentsatz (5-8 %) Nebenwirkungen wie Müdigkeit/Benommenheit und Schwindel auftritt. Sicherheitshalber wird man aber in niedrigster Dosierung beginnen. Bei Patienten die überwiegend unter Schlafstörung (Ein- und Durchschlafstörung, bei gleichzeitiger Tagesmüdigkeit) leidet, kann der Einsatz von Antidepressiva in niedriger Dosierung erfolgversprechend sein. Antidepressiva in niedriger Dosierung beeinflussen die Psyche nicht, sind aber perfekte Schlafmittel, weil sie im Vergleich zu herkömmlichen Schlafmitteln die erholsamen Schlafphasen fördern und auch keine Abhängigkeit aufweisen.

Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und andere sind nur bei gelegentlicher Einnahme sinnvoll, als Dauermedikation ist das Risiko von Leber- und Nierenschädigungen, sowie Magen-Darmblutungen erhöht. Außerdem erhöhen sie den Blutdruck, d. h. das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Opioidhaltige Schmerzmittel (Morphinabkömmlinge) sind auf Dauer ebenfalls nicht sinnvoll, weil sie zur Abhängigkeit führen und die geistige Leistungsfähigkeit herabsetzen.

Alternativ kann synthetisches Cannabis nach Ausschöpfung der herkömmlichen Medikamente eingesetzt werden. Näheres siehe hierzu „Dronabinol-Testung“ bei „Therapeutische Verfahren“.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist aber nicht eine dauerhafte Medikamenteneinnahme, sondern Medikamente sollen nur unterstützend und zeitlich begrenzt eingesetzt werden, damit der Körper auch Phasen der Regeneration erhält, um eine adäquate Be- und Entlastung zu erlernen. Schon der Volksmund sagt „Wer rastet, rostet“. Andererseits ist ein zu viel an körperlicher Aktivität auch ungesund. Leistungssportler betreiben nämlich auch Raubbau mit ihrer Gesundheit. Es sollte ein tägliches Leistungsvolumen von 60% der maximalen körperlichen Leistungsfähigkeit angestrebt werden. Bei chronischen Schmerzen ist es aber oftmals notwendig, in noch geringerem Umfang mit dem körperlichen Training anzufangen und allmählich zu steigern und auch Pausen einzuhalten. Ein vielfältiges körperliches Ausgleichstraining, das einem auch gefällt, ist sinnvoller, als reines Gerätetraining. Das Training sollte auch den Rahmenbedingungen angepasst werden. Abends nach der Arbeit noch ins Fitness-Studio zu „müssen“, ist nicht so effektiv und angenehm, als mit dem Partner/Partnerin noch Spazieren zu gehen und es sich dann auf dem Sofa gemütlich zu machen. Denn auch Selbstfürsorge, nach sich zu schauen, ist wichtig. Denn auch Stress erhöht den Muskeltonus und verstärkt Schmerzen.

Dementsprechend können Sie als „Fibromyalgie-Patient“ viel selbst gegen die Schmerzen tun. Lernen Sie aktiver zu werden und sich zu entspannen!

Definition und Klassifikation

Kernsymptome des FMS sind neben chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen, Schlafstörungen bzw. nicht-erholsamer Schlaf und Müdigkeit bzw. Erschöpfungsneigung (körperlich und/oder geistig). Das FMS ist nicht pauschal mit einer anhaltenden somatoformen Schmerzstörung bzw. einer chronischen Schmerzstörung mit psychischen und somatischen Faktoren gleichzusetzen. Das FMS kann mit depressiven Störungen assoziiert sein. Das FMS ist aber nicht als depressive Störung zu klassifizieren. Anhand klinischer Charakteristika können unterschiedlich schwere Verlaufsformen unterschieden werden. Eine allgemein anerkannte Schweregradeinteilung existiert jedoch nicht.

Diagnose

Die klinische Diagnose des FMS kann nach den ACR-1990 Klassifikationskriterien oder den vorläufigen modifizierten ACR 2010 Kriterien gestellt werden. Die klinische Diagnose beruht auf der Anamnese eines typischen Symptomkomplexes, klinischer Untersuchung und dem Ausschluss körperlicher Erkrankungen, welche diesen Symptomkomplex ausreichend erklären können.

Die offizielle Patientenleitline zur Fibromyalgie finden Sie hier:
>> Patientenversion der Leitlinie 145/004: Fibromyalgiesyndrom

Quellenangabe:
Aktuelle Leitlinien der Deutschen Schmerzgesellschaft